ein Hektar eine Nacht /ein Hektar ein Tag
Tamara Rettenmund (Schweiz/Berlin)
Ein Hektar – eine Nacht / ein Hektar – ein Tag
Video und performative Intervention
Joachim Mühleisen – Film
Yiannis Pappas – Kostüm Design
Christian Schwister – Markierungen
Davon ausgehend, dass es ein unverrückbares Menschenrecht ist, genügend Platz zu haben zu schlafen und in dieser Zeit äusserster Verletzlichkeit ungefährdet zu sein, verhandelt dieses Stück die Kapazität und Aufgabe von Stadt, Land und Boden Obdach zu bieten.
Das zweigliederige, aus einem Video und einer Performance bestehende Stück befasst sich einerseits mit der Frage, wie viel Raum ein einzelner Mensch nötig hat, sicher und ungestört zu schlafen, andererseits wird ergründet, wie viele Schläfer auf einem einzelnen Hektar übernachten könnten.
Der Film „one hectar – one night“ dokumentiert die Nacht eines Individuums im Gleisdreieck-Park. Von oben gefilmt begleitet die Kamera die Schläferin von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen. Wir sehen nicht nur die verschiedenen Schlafpositionen der in einen grünen Anzug gehüllten Schlafenden, sondern auch die zufällig Vorübergehenden, ins Bild Geratenden. Die sich durch die Nacht verändernden Kulissen von Licht und Geräusch zeigen auf wie bedrückend und einsam es für jene sein mag, die ihr Obdach verlieren.
Die am 25. Mai stattfindende performative Intervention „12 Stunden – 1000 Körper“ geht der Frage nach wie viele Schlafplätze der Hektar zu bieten hätte. Jede Position wird mit Kreide markiert und mit der Kamera dokumentiert. Im Laufe des Tages füllt sich das Feld zusehend mit Umrissen. Die so entstehende Zeichnung erinnert einerseits an einen Unfall oder Tatort, andererseits lässt sie an die Massen von Menschen denken, die zu unterschiedlichsten Zeiten in der Geschichte zur Migration gezwungen wurden und immer noch werden. Diese Menschen verlieren jeglichen Schutz und Sicherheit. Die Notwendigkeit und vor allem das Recht aller Menschen zu jeder Zeit eine geschützte Zuflucht zu haben wird damit betont.
In den letzten fünfzig Jahren hat der Wohnraum pro Kopf in europäischen Ländern zugenommen, obwohl die Bevölkerung nur geringfügig gewachsen ist. Obwohl Deutschland als Ziel gesetzt hat, die Überbauung vom Land auf 30 ha pro Tag einzugrenzen, die aktuelle Quote – 73 ha pro Tag – bleibt bestehen und ist scheinbar nicht zu stoppen.